Forschung
Elektronische Struktur, Dynamik und Dichtefunktionaltheorie
Die Forschung unserer Arbeitsgruppe steht im Grenzbereich zwischen Molekülphysik und Festkörperphysik.

Molekulare Systeme interessieren in unserer Arbeitsgruppe vor allem in Hinblick auf ihre optischen Eigenschaften und Fragen der molekulare Elektronik. Wir möchten z.B. die Wechselwirkung molekularer Halbleiter oder lichtsammelnder Moleküle mit elektrischen Feldern, z.B. bei optischer Anregung, quantitativ berechnen und den Zusammenhang zwischen molekularer Struktur, Anregungen und (auch nichtlinearen) optischen Effekten verstehen. Das Fernziel dabei ist eine voll dynamische "first principles" Beschreibung des Systems aus Kernen, Elektronen und externen Feldern. Ein besonderer Schwerpunkt unserer Forschung liegt auf dem Verständnis von Ladungs- und Energietransfer, z.B. bei Ladungstransferanregungen oder elektrischem Transport durch Molekülketten, oder Energietransfer in Lichtsammelsystemen. Die Vorhersage von Ionisationsenergien und der Zusammenhang zwischen experimentell gemessenen Ionisierungspotentialen und Photoemissionsintensitäten einerseits, und berechneten effektiven Eigenwerten, Orbitalen, und korrelierten Wellenfunktionen andererseits, ist ein weiteres aktives Forschungsfeld unserer Gruppe. Motiviert wird es durch die Hoffnung, durch besseres Verständnis molekularer elektronischer Prozesse einen Beitrag zur Weiterentwicklung von z.B. organischen Solarzellen zu leisten.

Das zentrale Theorem der Dichtefunktionaltheorie besagt, dass die Grundzustandsdichte alleine ausreicht, um im Prinzip exakt die Eigenschaften eines Vielteilchensystems zu berechnen. Die mit enormem Aufwand verbundene Bestimmung der quantenmechanischen Vielteilchenwellenfunktion wird dabei überflüssig. In der Praxis hängen Genauigkeit und Vorhersagekraft von Dichtefunktionalrechnungen entscheidend von den für das Austausch-Korrelationsfunktional gemachten Näherungen ab. Die Entwicklung besserer Näherungen für dieses Funktional unter expliziter Verwendung der Kohn-Sham Orbitale ("Orbitalfunktionale") ist ein Schwerpunkt unserer Forschung. Die Theorie des "Optimized Effective Potential" spielt dabei eine wichtige Rolle. Unsere Entwicklungen sollen insbesondere auch eine verbesserte Beschreibung zeitabhängiger Probleme ermöglichen, denn die zeitabhängige Dichtefunktionaltheorie ist einer der wenigen Zugänge zur parameter- und modellfreien Berechnung starker, nichtlinearer und nichtperturbativer Anregungen.

In der Physik der kondensierten Materie stellen Cluster das Bindeglied zwischen der Atom- und Molekülphysik einerseits und der Festkörperphysik andererseits dar. Unter Clustern versteht man Konglomerate aus einigen wenigen bis zu vielen tausend Atomen. Aufgrund ihrer endlichen Größe unterscheiden sich Cluster häufig deutlich in ihren strukturellen und elektronischen Eigenschaften vom kristallinen Festkörper. Daher sind sie sowohl unter fundamentalen Gesichtspunkten von Interesse (Wie wächst Materie vom Atom zum Festkörper? Welche Effekte dominieren das Wachstum? Ab wievielen Atomen stellen sich die Eigenschaften des bulk-Materials ein? Welche optischen Eigenschaften haben Cluster?) als auch unter technologischen (Cluster spielen eine zentrale Rolle in vielen katalytischen Prozessen, sie finden Verwendung in der Nanoelektronik und sind Bausteine für neue Materialien).
Presseerklärungen und Hinweise:
- Workshop "Light Harvesting in Biological Systems 2024" an der Uni Bayreuth
- Posterpreis für Thomas Trepl beim Workshop "Time-Dependent Density Functional Theory" at Rutgers University 2023
- Workshop "Accelerating Theoretical Spectroscopy for Complex Multiscale Materials" am Lorentz Center 2023
- Emil Warburg-Technikpreis 2022 für Dipl.-Phys. Markus Hilt
- Posterpreis für Rian Richter bei der Konferenz DFT 2022 in Brüssel
- Vortragspreis für Fabian Hofmann bei der Konferenz DFT 2019 in Alicante
- Emil Warburg-Forschungspreis 2016 für Dr. Matthias Dauth: "ab initio"-Berechnung der Photoemission
- Focus-Workshop zur Photoemissions-Spektroskopie
- Promotionspreis des GRK 1640 für Dr. Andreas Karolewski
- Preis der Stadt Bayreuth 2013 für Dr. Linn Leppert: Nanolegierungen
- Blick in die Forschung: Elektronen sichtbar gemacht
- Blick in die Forschung: Wegweisend für leistungsstarke Solarzellen
- Emil Warburg-Forschungspreis 2011 für Dr. Thomas Körzdörfer: Molekulare Halbleiter